Tafel in Plauen wird 20 Jahre

Wir sprechen unseren Tafelhelferinnen und Tafelhelfer in Plauen unser Anerkennung aus. Die Plauener Tafel stellt in der Region Sächsisches Vogtland ein wichtiges Bindeglied zwischen der Bekämpfung von Armut und der Vermeidung der Lebensmittel Verschwendung dar. Der folgende Beitrag unserer Plauener Kolleginnen und Kollegen handelt von einem schweren Anfang bis heute



Am 1. Oktober 2000 öffnete im „Roten Würfel“ in Plauen erstmals die Plauener Tafel. Drei engagierte Frauen haben im Vorfeld bei der Stadt Plauen und dem Vogtlandkreis sowie möglichen Spendern für das Sozialprojekt Plauener Tafel geworben. Die Waren wurden zu Beginn mit einem kleinen VW Polo bei den Spendern abgeholt, was aber keinerlei Hygienestandards entsprach. Noch im Eröffnungsjahr wurde ein kleines Kühlfahrzeug angeschafft und das engagierte Mitarbeiterteam wuchs.
Im IV. Quartal 2000 konnte die Tafel 3013 Besucher zählen und es wurden 11441, 50 kg Lebensmittel zur Ausgabe gebracht. Nach den damaligen Plänen, den Roten Würfel abzureißen, sind wir auf Initiative von Herrn Michael Weiß in die Kloppstockstraße umgezogen und Rosi Gottschling hat die Tafelleitung übernommen. Das Objekt musste zuvor aber erst umfangreich renoviert werden. Marion Schneider und Ralf Hofmann, heute noch bei der Tafel aktiv, haben diese Zeit miterlebt. Ebenso konnte im Untergeschoss eine umfangreiche Kleiderkammer eingerichtet werden. In unmittelbarer Nähe zur Tafel wurde dann noch der Tagestreff mit Suppenküche im ehemaligen Berliner Hof eingerichtet. Die Zahlen der Tafelnutzer stiegen rasant. 2010 wurden bereits 331414 kg Lebensmittel gesammelt und an 73644 bedürftige Bürger verteilt. Das Jahr 2012 war vom größten Umbruch für die Plauener Tafel und Kleiderkammer geprägt. Die Kündigung der Räume durch den Eigentümer Michael Weiß. Nach einer sehr kurzen Schockstarre zeigte sich das Tafel-Team, was mittlerweile durch Waltraud Klarner geführt wurde, und die Geschäftsführung und Vereinsvorstand kämpferisch. Mit Unterstützung der Stadt Plauen, der Kirche und Privatpersonen wurden unzählige Mietobjekte begutachtet und verworfen. Es glich schon fast an ein Wunder, dass über die Öffentlichkeitsarbeit zu unserer verzweifelten Suche nach geeigneten Räumen sich ein Plauener Privatmann meldete und auf die Immobilie an der Plauener Schlossstraße verwiesen hat. Es waren DIE Räume und schon beim ersten Besuch konnten wir uns vorstellen, welches Potential die Räume haben. Zunächst musste aber die Hürde Kauf überwunden werden. Es wurde 2013 ein Kredit aufgenommen, den wir bis 2023 zurückzahlen müssen. Mit Hilfe diverser Fördermittel konnten in den Folgejahren die Räumlichkeiten optimiert werden und eine gute Ausstattung angeschafft werden. Die Arbeitsbedingungen für das
Tafelteam, die Mitarbeiter der Kleiderkammer und dem Tagestreff konnten jährlich verbessert werden. Die Zusammenführung aller Projekte in einem Haus haben auch zum Namen „Soziales Kompetenzzentrum“ geführt. Die Tafel wird seit 2019 von Jana Morawetz angeleitet, nachdem Waltraud Klarner in die Altersrente verabschiedet wurde, aber noch viel Ehrenamtsarbeit leistet. Nicht unerwähnt soll auch die engagierte Arbeit von Annerose Söll und Claudia Schmidt als Teamleiter in der Suppenküche bleiben. Hier werden täglich ca. 75 Portionen Mittagessen frisch zubereitet und unzählige Veranstaltungen durchgeführt. Zu einem Event haben sich die Nationalitätentage entwickelt, wo unsere Kolleginnen und Kollegen unter dem Motto „Integration geht durch den Magen“ Gerichte ihrer Heimat vorstellen. Im gesamten Haus arbeiten durchschnittlich Menschen aus neun Nationen. Jeder bringt seine Erfahrungen ein – das ist gelebte Integration und trägt zur Verständigung und Abbau von Vorurteilen bei.
Wie entwickelte sich die Tafel weiter? 2019 wurden 703930,79 kg Lebensmittel in 22822 Warenkörbe sortiert und in der Haupttafel und mittlerweile neun mobilen Ausgabestellen an 52 029 Personen verteilt. Der Rückgang der versorgten Personen begründet sich mit einer guten Arbeitsmarklage – jedoch nimmt die Zahl von Senioren zu, die durch gebrochene Erwerbsbiografien in der Nachwendezeit oft sehr kleine Renten besitzen.
Im 1. Halbjahr 2020 wurden 12206 Portionen an 25457 Personen verteilt, das sind 375000 kg Lebensmittel.
Diese „Erfolgsgeschichte“ konnte der Verein aber nicht allein stemmen. Wir sind eine Patchworkfamilie. Zunächst ist dem jeweiligen Vorstand, Ehrenamtlichen und Mitarbeitern zu verdanken, dass der Verein eine solche Entwicklung nehmen konnte und musste. Auch die Unterstützung durch die MdBs Sabine Zimmermann, Yvonne Magwas und Robert Hochbaum, dem MdL Andreas Heinz, Kreis- und Stadträten, Bürgermeistern, diversen Stadtverwaltungen, der Landkreisverwaltung und im hohem Maße dem Jobcenter Vogtland, Parität, Lionsclub, Bürgerstiftung Dresden, Kirchen, Otto-Brenner-Stiftung, Landes- und Bundesverband der Tafel sowie dem Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben waren von unschätzbarem Wert für die Vereinsarbeit und speziell die Tafelarbeit. Natürlich wäre die Tafelarbeit nicht möglich, wenn die Händler und Produzenten vor Ort nicht mit Lebensmittelspenden unterstützen würden. Hierfür ein besonderes Dankeschön. Was gibt es zukünftig zu tun? Eine neue Herausforderung ist die Umsetzung der Arbeit unter Maßgabe der Coronapandemie und eine geänderte Situation bei den Mitarbeitern. Ehrenamtliche bei der Tafel haben ein sehr hohes Alter und möchten gerne in die zweite Reihe zurücktreten – leider finden wir nicht genügend zukünftige Ehrenamtler, um diese Lücke zu schließen. Besonders gravierend wird sich die Situation bei den Fahrern gestalten, da Langzeitarbeitslose kaum noch über eine Fahrerlaubnis und Kenntnisse im Fahren von Kühlfahrzeugen besitzen und Senioren kaum bereit sind, 25 Stunden in der Woche am Lenkrad zu sitzen, um Lebensmittel zu sammeln. Hier steht der Verein in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen. Natürlich werden wir auch das Projekt Zukunft an der Plauener Windmühlestraße weiterentwickeln wie auch unsere dezentralen Einsatzstellen in verschiedenen Städten und Gemeinden im Vogtlandkreis. Aber jetzt wollen wir erst einmal stolz auf das Erreichte blicken und möchten und beim gesamten Mitarbeiterteam des Vereins herzlich bedanken. Eine Feier- oder Feststunde wird es nicht geben aber natürlich bei den Mitarbeitern ganz herzlich mit den beigefügten Essencoupon bedanken und hoffen auf eine weitere gute Zusammenarbeit.
Vielen Dank für das Engagement sagen
Der Vorstand


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